Die Petersilie – Giftpflanze des Jahres 2023

Heilpraktikerin Gabi Fischer-Lind Petersilie

Die Petersilie – Giftpflanze des Jahres 2023

Nanu, die Petersilie ist eine Giftpflanze? Unser alltägliches Küchenkraut, gekürt zur Giftpflanze des Jahres 2023, hat tatsächlich auch eine toxische Wirkung! Doch keine Sorge, es ist nicht gefährlich weiterhin Petersilienblätter auf das Essen zu streuen. Worauf man achten sollte und die Heilwirkungen der Petersilie beschreibe ich in diesem Artikel.

Rund um die Pflanze

Die üppig grüne Petersilie ist ein Doldengewächs (Apiaceae), zweijährig und wird bis zu einem Meter groß. Sie liebt tiefen guten Boden und Sonne. Die Blütezeit ist im Juni bis Juli des zweiten Jahres.
Verwendbar sind die Blätter und Stängel, die Wurzel und die Samen.
Die Wurzel kann man im Herbst oder Frühling ausgraben – sie schmeckt in Suppen und Saucen.
Die Blätter sind während der gesamten grünen Phase erntbar, meist ab April bis Juni bis in den tiefen Herbst.
Die Samen Reifen im Spätsommer. Und hier haben wir den Übeltäter, denn die Samen enthalten den Stoff Apiol, der in höheren Dosen die Gebärmutter anregt…
Auch das blühende Kraut sollte sicherheitshalber nicht oder nur eingeschränkt verwendet werden. Trotz dieser Empfehlung sind Vergiftungen oder Schäden nach dem Genuss von Petersilienblättern eher selten.

Achtung: findet man Petersilie wild sollte man ausschließen, dass es sich um die giftige Hundspetersilie oder einen anderen giftigen Doldenblütler handeln kann. Daher ist es besser sich an die Gartenpetersilie zu halten.

Historisches

Die Petersilie findet schon Erwähnung bei Dioskurides und wird auch in der Landgüter Verordnung „Capitulare de Villis“ Karl des Großen genannt. Seit dem achten Jahrhundert ist sie auch in Mitteleuropa als Heil und Gewürzpflanze bekannt, und trat ihren Siegeszug aus den Klostergärten in die Küchengarten an.
Im Altertum war die Petersilie fast ausschließlich als Heilpflanze bekannt und weniger als Gewürzpflanze. Das änderte sich im Mittelalter: die Petersilie gehörte zu den bekannten Abtreibungsmitteln, vor allem das in den Früchten enthaltene Apiol wirkt in höheren Dosen abtreibend. Leider ist bei ihrem Einsatz oft nicht nur das Leben des Neugeborenen auf der Strecke geblieben, sondern auch das der anwendenden Frau.
Zusätzlich war die unscheinbare Petersilie als Aphrodisiakum bekannt, was angeblich jungverheiratete Frauen zur Sicherung abendlicher Vergnügungen bewog, ihren Männern ein Sträußlein Petersilie in die Tasche zu stecken.
Die enge Verbindung zum Liebesleben und auch dessen unerwünschten Folgen einer Schwangerschaft führten dazu, dass es in nahezu allen mittelalterlichen Städten eine sogenannte Petersilien-Gasse gab, in der die Freudenhäuser genauso wie die Engelmacherin zu finden waren.

„Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, der Frau unter die Erd.“
… Besagt ein alter Spruch.

Alte Anwendungen:

  • Wassereinlagerungen
  • Blasen und Nierenprobleme
  • Ausbleiben der Menstruationsblutung
  • Zum Austreiben der Frucht, abortiv
  • Bei Steinen in Niere und Blase
  • Harnstau, Probleme beim Urinieren
  • Zahnschmerzen: die zu Brei zerstoßenen Blätter werden direkt auf den schmerzenden Zahn gegeben oder auf die Wange gestrichen
  • Zum Stoppen der Milchproduktion bei Stillenden wurde der Blätterbrei auf die Brüste aufgetragen. Verhärtungen und Knoten der Brust wurden ebenfalls mit Petersilie behandelt.
  • Von Hildegard von Bingen ist der Petersilien-Wein bekannt, der vor allem als Mittel zur Stärkung des Gedächtnis´eingenommen wurde (das kombiniert die Giftpflanze mit der Heilpflanze des Jahres 2023!).

Heute:

Die Verwendung der Samen ist heute unüblich! Hier und in der Blüte findet sich die höchste Konzentration an Apiol, dem Stoff, der die Giftigkeit der Petersilie ausmacht. Daher sollte man das blühende Kraut nicht verwenden.
Da die Wurzel und die Blätter anregend auf die Blase und Niere wirken, eignen sie sich um leicht Wasseransammlungen auszuscheiden. Auf dem Essen, in einem grünen Smoothie, oder als leichter Tee ist das sehr angenehm und auch für die Frühjahrskur geeignet. Durch den hohen Gehalt an Vitamin C, weiteren Vitaminen und Mineralien, stärkt sie auch gleich das Immunsystems.

In der Schwangerschaft sind normale Mengen, völlig unschädlich. Bei vorzeitiger Wehentätigkeit oder Bedenken, sollte man den Genuss von Petersilie einschränken.

Quellen:

  • Sigrid Hirsch/Felix Grünberger: die Kräuter in meinem Garten
  • Bäumler: Heilpflanzenpraxis heute
  • Stern/Ell-Beiser: Phytotherapie in Theorie und Praxis
  • Unterlagen und Sammlung aus verschiedenen Aus- und Fortbildungen